Kopenhagens Sehenswürdigkeiten
Da sitze ich also, auf Hans Christian Andersens linkem Knie. Ganz ehrlich, bequem ist das nicht. Außerdem: anstatt mir aus dem aufgeschlagenen Buch auf seinem rechten Knie vorzulesen, starrt er sinnierend über mich hinweg zum Tivoli, dem berühmten Vergnügungspark, hinüber.
Na gut, ich kann’s verstehen. Wer weiß, wie viele Touristen sich allein innerhalb einer Woche auf sein Knie setzen, um sich dort fotografieren zu lassen? Die blankgeputzte Bronze spricht Bände. So nehme ich ihm seine Geistesabwesenheit nicht weiter übel. Kopenhagen leuchtet im Sonnenschein; das ein oder andere Blümchen wagt sich nach einem langen Winter hinaus – da kann man schon ein bisschen ins Träumen kommen.
Oder man kriegt Hummeln im Hintern und will ‘raus, die Welt entdecken! Das trifft auf mich zu. Gestern bin ich hier in Kopenhagen angekommen; heute will ich was sehen – kommt doch mit!
Ich hoffe, Ihr seid gut zu Fuß – Kopenhagen lässt sich zwar toll per pedes erkunden, aber ich bin nur heute hier und will so viel wie möglich sehen; da ist lässiges Schlendern nicht angesagt.
Also, seid Ihr fertig? Dann los! Die Statue von Hans Christian Andersen, dem dänischen Schriftsteller, der hauptsächlich für seine Märchen berühmt ist (zum Beispiel “Die kleine Meerjungfrau”, “Das hässliche Entlein”, “Des Kaisers neue Kleider”) haben wir ja schon bewundert; jetzt lasst uns mal kurz das Gebäude an seine Seite betrachten. Das ist das Rathaus. Es hat auch einen Glockenturm, den man besteigen kann. Am schönsten sind aber die kleinen Drachen am Geländer davor, oder? Und der Brunnen auf dem Platz, ebenfalls mit einem Drachen!
Ist doch schon mal ein vielversprechender Anfang für einen Stadtrundgang, finde ich. Jetzt gehen wir den H.C. Andersen Boulevard entlang, das Tivoli zur rechten, bis zur Glyptothek. Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen. Diese Galerie ist mir sehr empfohlen worden. Hier sind Originalwerke von vielen europäischen Meistern zu bewundern, und die Architektur des Gebäudes, dessen Herz ein Wintergarten mit Palmen ist, soll eine ganz besondere Atmosphäre schaffen. Aber nein, dieses Mal habe ich leider einfach nicht genug Zeit.
Also wenden wir der Glyptothek den Rücken zu und schreiten stadteinwärts, an der Nationalgalerie vorbei, zu Schloss Christiansborg. Hier wohnte früher die königliche Familie, aber heute ist es der Sitz des Parlaments und des Obersten Gerichts. Und die königlichen Ställe sind auch hier.
Na, könnt Ihr noch? Klar! Lasst uns jetzt mal eben über die Christiansbrygge nach Christianshavn gehen. Die Kanäle und Häuser hier erinnern einen ein bisschen an Amsterdam. Und seht Ihr den verrückten Kirchturm da drüben? Der gehört zur “Vor Frelsers Kirke”, der Erlöserkirche. Da will ich hin; den Turm kann man nämlich erklettern! Ihr habt ja keine Höhenangst, oder?
Wow, tolle Aussicht! Guckt mal, da drüben ist Christiania. Doch, da habt Ihr schon mal von gehört: ein von Hippies und Studenten und Künstlern besetztes ehemaliges Armeegelände, das sie irgendwann zur eigenen “Freien Republik” ausgerufen haben. Kein Witz! Da gibt es keine Autos und die Leute verwalten alles selbst. Muss man eigentlich gesehen haben; ist auch gar nicht weit von hier. Ich hab’ nur Angst, dass mir dann am Ende die Zeit weg läuft… Ein Tag ist eben doch nicht genug!
So, zurück über die Christiansbrücke und dann rechts am Ufer entlang. Mann, was für ein tolles Wetter! Jetzt gucken wir uns Nyhavn, den “Neuen Hafen” an. Kann man sich gar nicht richtig vorstellen, dass das mal eine eher üble Gegend war. Ihr wisst schon, die Sorte, wo Matrosen halt hingehen, wenn sie Landgang haben. Und dass Hans Christian Andersen auch hier gewohnt hat! Heutzutage ist es dagegen wirklich sehr pittoresk. An der bunten Häuserfassade kann man sich gar nicht satt sehen.
Apropos, langsam krieg’ ich Hunger – Ihr auch? Die Restaurants am Nyhavn sollen nicht billig sein, aber schaut mal da drüben, auf der Ecke, die haben was im Angebot. Und in der Sonne sitzen können wir dort auch, perfekt.
Mmmh, das war lecker. Zeigt mal den Stadtplan her. Hier, wir können einfach die “Bredgade” hochlaufen, dann kommen wir automatisch zur Marmorkirche. Wobei sie nicht komplett aus Marmor ist, sondern auch aus Sandstein. Norwegischer Marmor und dänischer Sandstein. Man muss ja schließlich auch die Finanzen im Blick behalten, wenn man so etwas Beeindruckendes bauen will, nicht?
Jetzt wieder Richtung Wasser, und schon sind wir beim Amalienburg Schlossplatz. Guckt mal, die Wachen! Moment, wie viel Uhr ist es? Mist, doch schon längst nach 12. Da haben wir den Wachwechsel wohl verpasst. Aber warte mal, die marschieren auch so herum. Wer weiß, welches Mitglied der Königsfamilie in welchem Teil des Palastes wohnt? Niemand? Ich ehrlich gesagt auch nicht. Aber ich weiß, dass alle da sind – auf jedem Gebäude ist nämlich die Flagge gehisst! Ansonsten findet auch kein Wachwechsel statt.
Ja, ich weiß, sieht nicht wirklich wie ein Schloss aus. War auch ursprünglich keines, sondern vier identische kleine Paläste um einen Platz mit dem Reiterdenkmal in der Mitte. Dann brannte der ursprüngliche königliche Wohnsitz ab – na, das war Schloss Christiansborg, wo jetzt das Parlament ist; hab’ ich doch vorhin gesagt!- und seitdem wohnt die königliche Familie hier.
So, jetzt reißt Euch mal los, wir gehen wieder zum Ufer. Das Gebäude auf der anderen Seite ist die Oper.
Und, hat schon jemand eine Ahnung, was als nächstes kommt? Genau: die kleine Meerjungfrau! Ich bin sehr gespannt. Wir gehen hier durch den Churchill Park – guckt mal da, das große Monument: das ist der Gefion-Brunnen, auch sehr berühmt. Und die Kirche daneben ist Sankt Alban, die einzige anglikanische Kirche in Dänemark. Auf dem Weg zu Kopenhagens Wahrzeichen kommt noch die ein oder andere Skulptur, aber jetzt ist es auch nicht mehr weit.
Eine Traube Menschen – da muss es sein. Hübsch ist sie, nicht? Die hat der Bildhauer Edvard Eriksen geschaffen, nachdem Carl Jacobsen von der Carlsberger Brauerei “Die kleine Meerjungfrau” als Ballett gesehen hatte und ihm den Auftrag dazu gab. Wisst Ihr, was lustig ist? Ich habe so oft gelesen, dass die Statue viel kleiner ist, als man annimmt, dass ich sie jetzt viel größer finde als erwartet.
Jaja, wartet, nur noch ein Foto! So… Was jetzt? Nee, das da drüben ist kein Park, das ist das Kastell, eine Militäranlage. Angelegt in Sternform, zur Verteidigung gegen die Schweden. Lange her, 17. Jahrhundert. Kommt, wir gehen einfach mal durch. Das kleine Dörfchen in der Mitte ist der Sitz der Militärverwaltung. Die ganze Anlage wirkt aber ganz und gar nicht militärisch – hier möchte man eher herum wandern und vielleicht ein Picknick machen. Och, guckt mal, da drüben ist sogar eine kleine Windmühle!
Kopenhagener sind ganz schön sportlich, oder? Wie viele Leute hier joggen! Von hier aus könnten wir jetzt übrigens gut zu den Kopenhagener Seen gehen. Ist sehr schön da, und Schwäne sieht man auch. Wir könnten durch den Holmen Friedhof gehen – stellt Euch vor, im Sommer wird hier sogar manchmal gegrillt! Ja, doch! Auf dem Friedhof! Also, Partys finden hier natürlich keine statt, aber die Friedhöfe werden auch als Parks genutzt. Finde ich eigentlich ganz gut.
Nee, H.C. Andersen ist nicht auf dem Holmen Friedhof begraben – aber jenseits der Seen, auf dem Assistenzfriedhof. Genau wie Soren Kierkegaard, der Philosoph. Ja, ich würde da auch gern hin, aber guckt mal auf die Uhr, Leute – das schaffen wir heute nicht mehr. Lasst uns durch die Stadt zurückgehen – oh, sollen wir noch am Rosenborg Schloss vorbei? Da kann man sich die Kronjuwelen angucken und drinnen soll es aussehen wie in einem Puppenschloss! Auf der anderen Seite ist übrigens der Botanische Garten und weitere Parkanlagen.
So, gebt nochmal den Plan her, ich muss mal grade gucken… Wir sind jetzt im Königsgarten beim Rosenborg Schloss… Ah, hier: wir müssen den Landemaerket ‘runter.
Und das ist jetzt der Runde Turm, Europas älteste funktionierende Sternwarte. Man kann auch ganz nach oben; da ist eine Aussichtsplattform. Das Besondere ist, dass es keine Treppe ist, die nach oben führt, sondern stattdessen ein Gang. So konnten hier früher tatsächlich Pferdewagen Bücher und dergleichen anliefern. Kurios, nicht? Wir können der Straße folgen, dann kommen wir noch an der Peterskirche vorbei, und wenn wir dann links gehen, sehen wir die Frauenkirche, den Dom von Kopenhagen.
Sollen wir durch das Stroget zurück zum Rathaus gehen? Das ist ein Viertel, wo man gut Einkaufen kann. Ist alles Fußgängerzone und die haben echt einen tollen kreativen Stil hier. Schaufenstergucken finde ich ganz entspannend. Wie, Ihr wollt lieber ein Bier trinken? Können wir auch machen. Hätte ich gewusst, dass Ihr gerne Bier trinkt, hätten wir ja auch noch an der Carlsberger Brauerei vorbeigehen können – die bieten auch Touren an; mit Bier!
Aber egal, das machen wir dann ein andermal. Ich muss Euch sagen, Ihr habt Euch tapfer geschlagen – ich geb’ Euch eine Runde aus. Wie sagt man denn “Prost” auf Dänisch? Wie bitte? Aha, na dann stoßt mal an: Skål!
Während unseres Aufenthalts in Kopenhagen übernachteten wir im wunderbaren Absalon Hotel, wofür wir uns bei unserem Partner HostelBookers sehr herzlich bedanken möchten: es war super!
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